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Auf der Suche nach dem Unterschied

Wie das Flow-Konzept entstanden ist

Eine meiner absoluten Lieblings-Coaching-Methoden ist das Flow-Konzept von Mihaly Csikszentmihalyi, dem Mann mit dem unaussprechlichen Namen. Was mich mindestens genauso begeistert wie sein Konzept ist seine Lebensgeschichte und seine überbordende Motivation, sein ganzes Leben in das Lüften eines großen Geheimnisses zu investieren.

Mihaly (1934 geboren) wuchs in Italien als Sohn des adligen ungarischen Botschafters auf. Seine Welt war vornehm und luxuriös. Dann kam der Krieg und der Familie wurde der gesamte materielle Besitz genommen. In dieser Zeit beobachtete Mihaly ein für ihn faszinierendes Phänomen: Viele Erwachsene, die er kannte und dasselbe Schicksal erlitten hatten, zerbrachen seelisch, wurden hilflos, ängstlich und verloren allen Lebensmut. Andere hingegen schienen von unbändigem Lebenswillen getrieben zu sein und bewahrten selbst in der größten Katastrophe Haltung und stellenweise sogar Frohsinn. Wieso? Was hatten die Einen, was den Anderen fehlte? Mihaly musste diesem Geheimnis unbedingt auf die Spur kommen. Endlich erwachsen studierte er in Italien Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaften. Aber dort fand er nicht die Antworten, nach denen er so versessen suchte. Was ihn fesselte, waren die Schriften von C. G. Jung und er war beseelt von dem Wunsch, Psychologie zu studieren. Dafür war ihm kein Weg zu weit. Psychologie war in Italien kein anerkanntes Studienfach, also wanderte er eben nach Amerika aus. Er studierte, promovierte und suchte nach dem Schlüssel, der in den Menschen das Beste öffnet. Er interviewte Tausende von Menschen aller Alterklassen und Berufe rund um den Globus. Dabei fand er heraus, dass die Menschen, die leidenschaftlich Hobbys pflegen, die beruflich Tätigkeiten ausüben, die voll ihren Fähigkeiten sprechen oder die im privaten Bereich viele Momente haben, in denen sie voll in ihren Aufgaben versinken, gleichzeitig auch die seelisch stabilsten und zufriedensten Menschen sind. Kurz: Die Menschen, die viele Flow-Momente erleben, sind einfach glücklicher.

 

Was genau sind denn nun Flow-Momente?

Mihaly definierte acht Kriterien:

  • Die Aufgabe ist herausfordernd und erfordert Geschick.
  • Wir sind voll konzentriert bei der Sache.
  • Es gibt klare Ziele.
  • Wir bekommen sofort ein Feedback (nicht zwangsläufig von außen, auch der erfolgreiche Abschluss der Aufgabe ist ein Feedback).
  • Wir sind tief, aber unangestrengt involviert.
  • Wir haben das Gefühl der Kontrolle.
  • Unsere Selbstwahrnehmung schwindet (kein Empfinden von Hunger, Durst, Wärme, Kälte, Emotionen etc.).
  • Die Zeit steht still.

 

Und worin besteht jetzt der Nutzen des Flow-Konzepts fürs Coaching oder Selbst-Coaching?

Ganz einfach: Mehren Sie Ihre Flow-Momente! Machen Sie aus den acht Kriterien Fragen und überlegen Sie sich: Welche Aufgaben fordern mich positiv heraus? Wann bin ich voll bei der Sache? Bei welchen Tätigkeiten vergesse ich Raum und Zeit? ...

Und dann sorgen Sie dafür, dass Sie von diesen Tätigkeiten mehr bekommen. Sprechen Sie mit Ihrem Chef über Ihre Fähigkeiten und Ihre Vorlieben. Finden Sie im Privaten eine Arbeitsteilung, in der jeder bestmöglich seine Stärken leben kann. Üben Sie Hobbys aus, in denen Sie sich und die Welt vergessen können. Seien Sie achtsam, in welchen Momenten Sie sich langweilen oder überfordert fühlen und versuchen Sie diese Beschäftigungen so weit wie möglich zu reduzieren. Sie meinen, das geht nicht? Doch, es geht! Vielleicht nicht immer und überall. Aber allein schon dadurch, dass Sie Ihr Bewusstsein auf dieses Thema lenken, werden Sie nach und nach andere (und für Sie bessere Wege) gehen. Es lohnt sich, denn:

Flow-Momente sind Depressionskiller!

Übrigens: Ich bin im Flow, wenn ich coache, berate, trainiere; wenn ich schreibe; wenn ich über einem neuen Coaching-Konzept tüftle. Dann verfliegen Stunden wie Minuten und ich bin am Ende zutiefst erfüllt von der vollbrachten Arbeit. Dafür habe ich in den Vierzigern noch neue Ausbildungen begonnen und mit um die 50 meine für mich todlangweilige, ungeliebte Festanstellung ganz aufgegeben. Bereut habe ich es noch keine einzige Sekunde!

Noch ein kleiner Hinweis: Die Lebensgeschichte von Mihaly Cszikszentmihalyi und das Zitat der Flow-Kriterien stammen aus dem Buch "Der Glücks-Faktor - Warum Optimisten länger leben" von Martin E.P. Seligman. Mehr dazu gibt's HIER bei den Bücherschätzen.

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es ist das Handeln mit der Logik von gestern." (Peter Drucker)